(mt) „Fvr Wasser vnd fvr Feversgefahr Her Jesv Christ dies Haus bewahr – Anno 1695“ – Diese – zugegeben kaum noch lesbare – Balkeninschrift an einem Bauernhaus im Altdorf Wathlingens ist Zeugnis der Feuersbrunst von 1695, die damals zwei Drittel des Dorfes in Schutt und Asche legte. Die Bewohner dieses Hauses hatten noch im selben Jahr mit dem Wiederaufbau begonnen und diese Fürbitte aufschreiben lassen. Offenbar mit Erfolg, denn das Haus steht noch heute. Im Altdorf finden sich noch weitere Häuser, die das Jahr 1695 im Balken tragen und die Bauherren und ihre Frauen nennen.

Ein gutes Vierteljahrhundert zuvor hatte im Frühjahr 1669 der erste historisch dokumentierte Brand das Dorf bereits schwer geschädigt. Die Flammen zerstörten im Südteil Wathlingens 12 Höfe. Das dritte Großfeuer suchte das Dorf 1809 heim und traf den Westen des Dorfes. Dass ein Unglück selten allein kommt, schien sich zu bewahrheiten, denn die Dorfbevölkerung litt seit 1803 unter den einquartierten Soldaten Napoleons.

Jedes der drei Feuer ging auf Fahrlässigkeit einer Bewohnerin oder eines Bewohners zurück. Bauweise , Baumaterial, enge Bebauung und das Fehlen einer Feuerwehr begünstigten jedes Mal die Flammen. Waren die Geschädigten der ersten beiden Brände noch auf mildtätige Spenden und Selbsthilfe angewiesen, so zahlte 1809 bereits die Brandversicherungskasse eine kleine Summe. Doch natürlich genügte die Auszahlungssumme nicht im entferntesten, um den erlittenen Schaden zu begleichen.

(mt) Seit dem 13. Jahrhundert änderte sich die Herrschaftsorganisation. Die Herzöge übergaben ihren freien Rittern und Ministerialen abhängige Lehngüter und abgabepflichtige Höfe mit den Bauern. Diese „Sattelgüter“ waren von der Steuerlast befreit, mussten aber dem Herzog Rechte auf ihrem Land zugestehen und im Kriegsfall berittene Reiter stellen. Es blieben aber eher bescheidene Dimensionen, in denen wir uns den adligen Lebensstil auf den Sattelgütern vorzustellen haben. In einem Dorf entstanden nur selten flächenmäßig geschlossene Gutsherrschaften. Die Besitzungen waren meist in Streulage über mehrere Orte zersplittert. In Wathlingen gab es vier dieser Sattelgüter, die im Laufe der Jahrhunderte mehrmals den Besitzer wechselten. Entweder starben die Familie aus oder sie gerieten in ökonomische Nöte. Eine Besitzkonzentration war die Folge. In unserem Dorf sicherte sich die Familie von Dageförde nach und nach eine Vorrangstellung. Anfang des 17. Jahrhunderts mündete diese in den Bau einer repräsentativen Wasserburg außerhalb des Dorfes an der Straße nach Eicklingen. Man kann sich vorstellen, dass die von Dageförde mit dem anderen alteingesessenen Adelsgeschlecht von Offensen oft in Streit gerieten. Als der letzte männliche Erbe derer von Dageförde 1616 im Alter von nur 34 Jahren verstarb, fielen die hoch verschuldeten Familiengüter an den Herzog in Celle zurück. 1634 kaufte der Stammvater der Familie von Lüneburg, Herzog August der Ältere, dieses Lehngut seinen Brüdern ab. Zukäufe wie 1731 das Offensensche Gut arrondierten den Besitz der Familie von Lüneburg. Um 1800 wurde die alte Wasserburg aufgegeben und auf dem Gelände der Vorburg das neue Gutshaus errichtet. Das Gut wird heute von den Nachfahren der von Lüneburgs, der Familie von Reden, bewohnt und bewirtschaftet.

(mt) Neben dem Celler Reformhaus Ende schließt in zartem Welfengelb das Haus Rundestraße 3 an, das eng mit Wathlingens Geschichte verbunden ist.

Der große Ahnherr der Wathlinger Adelsfamilie von Lüneburg Herzog August von Braunschweig-Lüneburg und Bischof von Ratzeburg (1568-1636) hatte sich 1610/11 mit seinen Brüdern vertraglich auf einen Losentscheid geeinigt, wer das Herzogtum zukünftig regieren solle und – so der zweite Teil der Abmachung – nur der Gewinner durfte eine standesgemäße Ehe eingehen.

Unser Ahnherr zog eine Niete. Es hätte für ihn schlimmer kommen können, denn schon vor 1600 war er der attraktiven Ilse Schmiedichen, Tochter des Amtmanns in Fallersleben, begegnet. Beide verliebten sich ineinander und heirateten. Aber auch wieder nicht so richtig, denn es war eine „Verbindung zur linken Hand“, weil Ilse aus einem „nicht ebenbürtigen“ Stand kam. Es mag seltsam klingen, aber solch eheähnliche Gemeinschaften waren damals beileibe kein Skandal. Der Standesunterschied tat der Liebe und dem sich bald einstellenden Kindersegen keinen Abbruch. Seit 1600 wurde alle paar Jahre ein Kind geboren, insgesamt 12. Herzog August versteckte weder seine Ehefrau noch seine Kinder. Weil er sich meist in Celle aufhielt, kaufte er 1609 in der Rundestraße ein repräsentatives städtisches Giebelhaus. Als die Familie immer größer wurde, erwarb er zehn Jahre später auch das Nachbarhaus und baute beide Häuser für die Familie zu einem repräsentativen barocken Stadtpalais aus.

Herzog August sicherte mit Weitsicht den zukünftigen Lebensunterhalt und gesellschaftlichen Stand seiner Kinder. 1624 erwarb er den Junkernhof Uetze an der Fuhse. Ein Jahr später erreichte er vom Kaiser, dass seine Frau und seine Kinder in den Adelsstand erhoben wurden. Seitdem führten sie den Namen „von Lüneburg“ und bekamen ein eigenes Familienwappen. 1634 erweiterte er zur materiellen Absicherung der Familie seinen Besitz durch das benachbarte Lehngut Wathlingen mit der alten Dagefördeschen Wasserburg am Ortsausgang nach Eicklingen.

1674 trennte sich der jüngste Sohn Friedrich, der nach dem frühen Pesttod seiner Brüder die Familie fortsetzte, von dem Haus in der Rundestraße, weil es von der Familie nicht mehr genutzt wurde. Gut 100 Jahre später zog übrigens Celles berühmtester Bauer Albrecht Thaer, der Begründer der wissenschaftlichen Landwirtschaft, hier ein.

(mt) Den größten Teil ihres Weges hat die Fuhse bereits zurückgelegt, wenn sie die Wathlinger Feldmark erreicht. Gespeist aus mehreren Bächen im Oderwald hinter Wolfenbüttel, überwindet sie auf ihren 100 Flusskilometern 102 Höhenmeter mit einem Sohlgefälle von 1 ‰, um in Celle in die Aller zu münden.

Seit Anbeginn ist die Fuhse Lebensader und Geißel für Wathlingen. Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mäanderte sie gemächlich durch den fruchtbaren Wathlinger Wiesengürtel, den sie zu Zeiten des Hochwassers in eine gefährliche Sumpflandschaft verwandelte. Der Flurname Hellebruch (=Höllenbruch) zeugt noch von der Gefährlichkeit des Sumpfgeländes an den Flussufern; heute verzichten viele Bauherren wegen des hohen Grundwasserspiegels und der Hochwassergefahr auf einen Keller.

Im Kaiserreich waren die von Thurn und Taxis erbliche Postmeister der Reichspost. 1867 erzwang Preußen die Abtretung an den preußischen Staat. 1871 wurden im Land verteilt Postagenturen eingerichtet, die von Privatpersonen im Nebenamt verwaltet wurden.

1871 wurde in Wathlingen mein Urgroßvater Friedrich Finkenstedt, Bahnhofstr. 4, Postagent. Er wurde von Postbeamten der Stadt eingewiesen und kontrolliert. Ein Postagent musste sich in gesicherten Verhältnissen befinden. Da war er als Tischler und Nebenerwerbslandwirt wohl geeignet. Die Vergütung betrug 450 Mark im Jahr, 1900 war sie auf 750 Mark im Jahr angehoben.

Die Postkutsche brachte seinerzeit die Post und natürlich die Reisenden aus Celle nach Wathlingen. Zu Zeiten war Tewes aus Nienhagen Postkutscher. Auf der Papenhorst stieß er ins Horn, dann konnte man sich in Wathlingen schon auf die Ankunft der Kutsche einrichten. Bei Rehbock im Gasthof zur Mühle (Jahrand) war der Ausspann für Pferde und Kutscher.

Gegenüber vom Gasthof betrieb Friedrich Finkenstedt bis 1902 die Postagentur mit dem ersten Telefon des Ortes. Pastor Rohde schreibt: „Der alte Finkenstedt machte mit seiner massigen Gestalt und kahlem Schädel einen würdigen Eindruck“. „Sei segget ja, ik seihe ut as Bismarck“, pflegte er zu sagen.

Wenn von den Pfarrerssöhnen in Göttingen bestandene Examen telegraphisch gemeldet wurden, zog er immer den besten Rock an und kam höchstpersönlich ins Pfarrhaus. Seine Glückwünsche wurde dann der Bedeutung entsprechend honoriert, mit einer Tasse Kaffee, einer Zigarre oder einem Glas Wein, begleitet durch ein Gespräch über Dorfangelegenheiten oder Politik.

1902 – 1928 übernahm Hans-Heinrich Timme (der „dicke Timme“) die Postagentur in Greiten-Timmes Haus, einem Brinksitzerhof, Dallmanns Twegte 1 (heute Rolf Janz). Er wohnte mit seiner kränklichen ersten Frau bei Götting-Kruse (heute Putensen) im kleinen Häuschen. Es ist das umgebaute Backhaus des Hofes. Der „dicke Timme“ war Beamter und immer sehr förmlich. Ich kannte ihn nur mit Schlips, Weste und Uhrkette. Nach dem Tod seiner Frau heiratete er Karoline Kesselhut, Johann Heinrich Kesselhuts Urgroßmutter, auch sie verwitwet. Die Trauung fand in der Holzkirche in Hahnenklee statt.

Laut Gedicke (Wathlingen Band II) war die Post eine wichtige Nachrichtenzentrale. An der Telegrammtafel hing der tägliche Wetterbericht und 1914, als der Krieg begann, auch die Mobilmachung.

Der Aufgabenbereich umfasste die Postzustellung auf der Kolonie, in Eicklingen, Sandlingen, Schepelse, Paulmannshavekost und der Ziegelei. Es war wohl oft problematisch, gewissenhafte Zusteller zu finden, die per Rad bei jedem Wetter auch wirklich losfuhren.

Nach 1919 waren drei Vollbeschäftigte und ein Aushelfer in Wathlingen tätig. Die Arbeitszeit betrug 48 Stunden pro Woche. Der Aushelfer bekam 1,75 Mark täglich. Ab Mai 1919 wurde eine Aushilfe für jeden Sonntag zum Lohnsatz von 5,60 Mark genehmigt. Die Aushelfer waren wichtig für Eiltelegramme und Botengänge, um Gesprächsempfänger aus dem Dorf an den Fernsprecher zu holen.

Im Flur der Postagentur Dallmanns Twegte 1 gab es ein Fenster als Schalter in den Dienstraum. Da kaufte man Briefmarken, gab Post ab, und nahm Telefongespräche an, laut Margret Putensen. Das Fenster ist heute noch im Haus Janz vorhanden.

Als 1920 der Eisenbahnverkehr in Betrieb genommen wurde, wurde die Postkutsche überflüssig. Der Ausspann war in den letzten Jahren bei Gastwirt Mösing, Eicklinger Straße/Ecke Bohlkamp gewesen.

1923 fuhr der Zug dann von Celle bis Braunschweig, d.h. es gab viel schnellere Postbeförderung. Die Deutsche Reichsbahn beförderte: Personen, Gepäck, Güter, Privattelegramme und machte Abfertigung von lebenden Tieren und Leichen.

Am 1. November 1928 übernahm Landwirt Otto Grethe, Kirchstr. 25, den Postbetrieb. Er war zuvor von Heinrich Timme über längere Zeit angelernt worden. Jetzt wurden Telegrapheneinrichtungen und Telefonschaltkasten und ein erstes öffentliches Telefon installiert. Im Dorf gab es zu der Zeit schon 70 – 80 Anschlüsse, die Gespräche mussten aber alle über den Schaltkasten per Hand vermittelt werden.

Von 1931 – 1935 wurden auch die Geschäfte der Kreissparkasse dort in der Kirchstraße abgewickelt.

Als Otto Grethe zum Kriegsdienst eingezogen wurde, machten Fräulein Rosi Daugstrub, Erika Nölle und Martha Hage den gesamten Post- und Telefondienst, auch sonntags.

Nach Kriegsende 1945 wurden Klara Lücke und Fräulein Papen für den Postdienst eingesetzt. Klara Lücke war aus Schlesien geflüchtet. Fräulein Papen war während des Krieges Luftnachrichtenhelferin in Wathlingen gewesen, im Volksmund „Blitzmädchen“ genannt, und später mit dem Kinovorführer Gabriel verheiratet. Otto Grethe durfte nicht wieder im Postdienst arbeiten, weil er NSDAP-Mitglied gewesen war. Er verdiente sein Brot als Waldarbeiter.

Unsere zwei Briefträger im Dorf waren viele Jahre lang Heinrich Fähse, Bahnhofstraße, und Heinrich Kamehl, Schneiderstraße. Sie machten die gesamte Zustellung mit Briefen, Päckchen und Paketen per Fahrrad. Bei Schlachtefesten, Kindtaufen, am Heiligen Abend und Silvester bekamen sie hier und da einen Lüttchen eingeschenkt. „Dat hern de Frunslüe gar nich gern, wenn öre Kerls annesüselt na Hus keimen, können nich mehr mit’n Rae feuern un hern manchmal uk noch Breife over!“ Heinrich Fähse ging 1972 in den Ruhestand. Er war Polsterer von Beruf und reparierte noch hier und da alte Schätze.

1954 baute Herbert Sumpf in der Kirchstraße ein Wohn- und Geschäftshaus. Dort gab es für die Post mehrere Büros und einen Schalterraum. Nur die Telefon- und Telegrafeneinrichtungen blieben im Haus Grethe. Das war eine Zeit, in der noch viele Telegramme verschickt wurden. Man zahlte das Telegramm pro Wort, und es war am selben Tag am Ziel. Für festliche Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten, Geburten gab es hübsche Schmucktelegramme.

In den 1960er Jahren wurde Hinter der Schmiede eine eigene Telefonzentrale gebaut, denn das Netz hatte sich stark vergrößert. Es gehören noch heute Wathlingen, Nienhagen, Bröckel und Teile von Eicklingen dazu. Die Dienststelle wurde verwaltet von Herrn Friedebold aus Wienhausen, und von Frau Sander innen und außen in Schuss gehalten.

Inzwischen gab es auf der Kolonie auch eine Poststelle „Wathlingen 2“ bei Familie Nuschkewitz.

1968 baute die Kreissparkasse ein Gebäude für sich selbst und die Post als Pächter in der anderen Hälfte, sowie je eine Dienstwohnung. Über der Sparkasse wohnte Familie Maslo. Bei der Post fing Horst Schreiber als Betriebsleiter an, und bekam die neue Wohnung für sich und seine junge Familie. Nun wurde auch ein Postauto für die Paketzustellung zur Verfügung gestellt. Der Fahrer war bis 1999 Herr Schepelmann aus Sandlingen.

Die Arbeitszeit betrug immer noch 48 Wochenstunden. Auch Sonntags wurde Post sortiert und der Schalter war von  9 – 11 Uhr geöffnet. Manche Kirchgänger nahmen sich schon gleich von dort ihre Montagspost mit. Am Heiligen Abend und Silvester war Dienst zwecks Jahresabrechnung. Die Zusteller in dieser Zeit waren Frau Giese, Frau Grade, Frau Erika Krainau, Herr Schrader, Herr Walter Scheller, und Frau Ilse Zboralski.

Frau Zboralski war „das wandelnde Adressbuch“, sie fand jeden Adressaten, wenn irgendetwas nicht stimmte, und es ging kein Brief zurück an den Absender! Urlaubsvertretung machten Frau Henrichs und Frau Schreiber, die dann später auch zustellte.

Für Geschäftsleute gab es am Eingang des Postgebäudes Schließfächer, damit sie ihre Post selbst abholen konnten.

Natürlich stand in der Post auch eine Telefonzelle. Man konnte sich dort Gespräche vermitteln lassen und zahlte gleich am Schalter die Gebühren.

Im Schalterraum hingen dicke Telefonbücher vom Bezirk Hannover und vielen Großstädten, so dass man die Telefonnummern und Adressen von Firmen oder Einzelpersonen suchen konnte.

Rentner holten sich seinerzeit grundsätzlich ihre Rente bar bei der Post ab. Das wurde über Karteikarten nachgehalten. In den 1970er Jahren wurde das Rentenzahlungssystem auf unbar umgestellt, so dass jeder Empfänger ein Girokonto oder Sparbuch einrichten musste. Herr Schreiber berichtet, dass manche Alten das gar nicht wollten und seine Hilfe brauchten, manchmal auch noch abends. Das waren typische persönliche Hilfsdienste im Dorf.

1984 ging nach ca. 40 Jahren Frau Gabriel in Rente, dafür kam Gerd Harms als neuer Schalterbeamter.

Die Postsortierung wurde in den 1990er Jahren unter der Verwaltung des Wathlinger Bezirksleiters nach Eicklingen verlegt für die Zustellbezirke Wathlingen, eine Hälfte von Papenhorst, Eicklingen und Bröckel.

In diesem größeren Bezirk wurde auch die Briefpost mit Autos ausgefahren, und die Zusteller wechselten öfter ihr Gebiet. Dadurch wurde alles etwas anonymer.

Horst Schreiber wurde 1988 befördert und nach Burgdorf versetzt. In Wathlingen übernahm Karl Scheller für 2 Jahre seine Stelle, dann wurde Gerd Harms Betriebsleiter, der ja ohnehin schon in Wathlingen arbeitete.

In den 1990er Jahren wurden Postdienst, Postbank und Telekom aufgespalten und privatisiert. In diesem Zuge wurden deutschlandweit auch viele Postfilialen geschlossen und statt dessen die Post kleinen Privatagenturen übertragen. In Wathlingen kam diese Umstellung im Jahr 2000 an. Frau Fischer pachtete das Schreibwarengeschäft von Baginski in der Nienhagener Straße und übernahm dort zusätzlich den Postdienst. Nun kaufte man seine Briefmarken usw. im Papierwarengeschäft. Geldangelegenheiten und Beratung mochte man dort öffentlich nicht so gern erledigen.

Später zogen Fischers mit ihrer Postagentur um in den Laden von Uhren Dannheim in der Kirchstraße. Und in 2015 schließlich in das schöne Fachwerkhaus der Brüder Schepers Schulstraße/Ecke Bahnhofstraße, früher Kaufmann Hensch.

Mit dem Ende der Zusammenarbeit von Post und Telekom wurde auch die kleine Telefonzentrale Hinter der Schmiede an Familie Schmitz verkauft, die das Haus zum Wohnhaus umbaute. Seit 16 Jahren gehört es nun Familie Apelt.

Gegenüber war 1985 die große Scheune von Günther Hemme-Homann abgebrannt. Dort wurde von der Telekom ein großes technisches Vermittlungsgebäude gebaut mit einem 5 Meter tiefen Keller für Kilometer von Telefonkabeln und zwei Büros. Das Ganze wurde jedoch nur bis in die 90er Jahre hinein gebraucht, dann wurde das gesamte System digitalisiert. Lkw-weise transportierte man die Kabel wieder ab zur Entsorgung.

Heute gehört das Gebäude der Strabag.

Die persönlichen Verbindungen mit der Post im Dorf sind heute, nach 150 Jahren, nicht mehr so eng, aber wir freuen uns immer noch, wenn wir unsere Briefe pünktlich im Briefkasten finden.

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Ich danke Klaus Isensee, Bad Vilbel, für seine hilfreichen Recherchen sowie Horst Schreiber für seine freundliche Unterstützung. Marianne Mönke, Februar 2022

(mt) 1010 begann der Bau dieses romanischen Architekturwunders, der Klosterkirche St. Michael in Hildesheim.  Unser Wathlingen wird erstmals in einer Urkunde erwähnt, die auf das Jahr 1022 datiert ist und diesem Kloster Güter in Wathlingen (Waditlagun) bestätigt. Allerdings wissen Urkundenforscher spätestens seit 1865, dass dies eine  „unechte“Urkunde aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist. Dennoch verwenden sie nicht das hässliche Wort „Fälschung“, weil die Forschung seit langem davon überzeugt ist, dass dem Schreiber der unechten Urkunde eine Güterliste des Klosters St. Michael vorgelegen haben muss, die in dem Zeitraum 1019 bis 1037 entstanden ist. Wathlingen wird in dieser Urkunde an 129. von 154 Stellen als ein Ort genannt, in dem das Kloster Güter besitzt. Die betreffenden Zeilen der Liste lauten: [Dem Kloster St. Michael gehören Güter]: In pago Flutwidde in prefektura Tammonis (Im Gau Flutwidde in  der Grafschaft Tammos [960-1037]): Alenhusen, Eddinkhusen, Scelhusen, Wendelingeroth, Hardeshem, Utisson, Siradisson, Scheplice, Waditlagun.“

Hildesheim

(mt) Über die Entstehung des Ortsnamens „Wathlingen“ (im Mittelalter „Waditlagun“ oder „Waitlogon“) gibt es unterschiedliche Deutungen. Durchgesetzt hat sich folgende: Der Name „Wathlingen“ ist mit seiner sumpfigen und feuchten Umgebung in Verbindung zu bringen und bedeutet: „Lage in feuchter Gegend“. Unstrittig ist dabei der zweite Namensteil, der zweifelsohne als „Lage“ oder „liegen“ zu übersetzen ist. In der Umgebung gibt es dazu viele Entsprechungen wie z. B. „Langlingen“, „Sandlingen“, und selbst Celles „Blumlage“ sind anzuführen. Mehrere Deutungen lässt allerdings der erste Namensteil zu. „Wadit“ ist der Dativ, Plural zu mittelhochdeutsch „wade“ oder „wate“, einem Fischernetz für seichtes Wasser. Auch die Vermutung, der erste Namensteil sei eine Abwandlung von „wad“ = „Furt“, findet sich. In beiden Fällen besteht ein Zusammenhang zu Wathlingens feuchter Umgebung an den Ufern der Fuhse. Nicht überzeugen konnte der Zusammenhang mit der Schreibung „waltleghe“ aus dem 13. Jahrhundert für einen Ort mit waldiger Umgebung. Diese Deutung will nicht so recht zu Wathlingens Umgebung passen. Schließlich könnte Wathlingen auch ganz einfach der Name der Gründersippe sein, der sagenhaften „Herren von Wathlingen“, die aber bereits 1575 ausgestorben sein sollen. Diese Deutung bringt uns aber keinen Schritt weiter, weil die Suche erneut beginnen müsste.

(mt) Der Gau „Flutwid(d)e“ war Teil der sächsischen Provinz Ostfalia. Der Begriff „Gau“ ist im Mittelalter eine neutrale Raumbezeichnung ohne feste territoriale Grenzen, die mehrere Siedlungselemente eines Raumes umfasste. Die heutigen Städte Burgdorf, Burgwedel, Lehrte, die Gemeinden Edemissen, Isernhagen und Uetze sowie die Samtgemeinden Flotwedel, Meinersen und Wathlingen liegen auf dem Gebiet des damaligen Gaus „Flutwid(d)e“. Vor 1000 Jahren übte Graf Tammo (auch: Thankmar genannt), ein Bruder des Hildesheimer Bischofs Bernward, hier die weltliche Herrschaft aus.

(mt) Im Frühjahr 1951 fand Kalle Mösing sen.  eine 11 cm hohe, eisenzeitliche Urne auf seinem Spargelfeld. Es ist eine Beigabe zu einem Flächengrab, das zwischen 600-500 v. Chr. angelegt wurde. Wahrscheinlich haben Menschen schon vor 2500 Jahren ihre Toten gerne auf den Wathlinger Hügeln begraben, damit die Hochwasser der Fuhse die Totenruhe ihrer Ahnen nicht stören. Weil es aber bei diesem Einzelfund blieb, wird nicht vor einer durchgehenden Besiedlung der Wathlinger Feldmark ausgegangen. Die Politik sorgte sich, dass die Bauarbeiten für den neuen Aldi-Markt durch neue Funde verzögert werden könnten. Es blieb aber bei der kleinen Urne, die im Bomann-Museum in Celle inventarisiert ist.  Der Straßenname „Am Urnenfeld“ erinnert an den Fundort.

Die Advents- und Weihnachtszeit wird in Wathlingen eigentlich traditionell mit dem Weihnachtsmarkt eingeleitet. Leider ist dies nun schon zu zweiten Mal in Folge nicht möglich.

Aber einen kleinen Ersatz soll es trotzdem geben.

Viele Hobbykunsthandwerker haben das ganze Jahr über gebastelt und gewerkelt, um schöne Geschenke anbieten zu können.

Die Gemeinde Wathlingen bietet daher die Gelegenheit, am 12. Dezember 21 von 11-16 Uhr im „Adventszimmer“ im 4 Generationen Park zu stöbern und das ein oder andere Weihnachtsgeschenk zu erwerben.

Parallel dazu gibt es eine kleine aber feine Ausstellung im 4 Generationen Park.

Diese findet statt am 11. Dezember von 11 – 18.00 Uhr und am 12. Dezember von 11.00 – 16.00 Uhr im erweiterten Foyer des 4Gs. Die teilnehmenden Kunstschaffenden sind :

Heike Alpers, Jan-Patrick-Biedermann, Marlene Deskau, Peter Deskau, Andrea Dettbarn, Kerstin Diercks-Harms, Hans-Werner Milde, Annegret Sander, Georg Thimm und Hans-Hermann Wille.

Gezeigt werden u.a. Bilder in Aquarell, Acryl, retroperspektive Collagen, colorierte Zeichnungen, textile Kunst, Skulpturen aus Pappmaché und kaligrafisch gestaltete Papierlampions uvam.

Foto: Der Baum wurde von den Kindern der Kindertagesstätte Lummerland mit selbstgebastelten Baumschmuck geschmückt und ist im Foyer des 4 Generationen Park Wathlingen zu bewundern.